Ein Lob auf den Warung

speziell auf den in meiner Nachbarschaft: Warung Widari

 

 

 

Stellen Sie sich vor: Sie stehen um 6 Uhr morgens auf, stolpern schlaftrunken in die Küche um sich Kaffee zu machen. Hier kocht man normalerweise mit Gas.

 

Die Gasflasche ist leer. Verzweiflung. Ein Blick aus dem Fenster auf die gegenüberliegende Straßenseite beruhigt jedoch sofort. Der Nachbar hat schon geöffnet.

 

Eigentlich ist er der Schulleiter der örtlichen Grundschule. Im Haupterwerb betreibt er gemeinsam mit seiner Frau aber den Warung Widari. Und hier gibt es alles. Fast alles. Auf jeden Fall gibt es Gas. Nach zwei Minuten ist die leere Flasche abgegeben, eine neue geholt und angeschlossen.

 

Fünf Minuten später duftet der Kaffee. Der Tagesbeginn ist gerettet. Überhaupt ist so ein Warung oft Retter in der Not.

 

Abends kommen Gäste. Keine Getränke im Haus. Ein Blick zum Warung zeigt verschlossene Türen. Kein Grund zur Aufregung. Die Familie wohnt im rückwärtigen Teil des Hauses und lässt sich gerne herausklopfen (vielleicht nicht ganz gern - aber es geht immerhin um das Familieneinkommen). Jedenfalls sind die Gäste schnell versorgt

 

 

Im Hintergrund der Schulleiter
Im Hintergrund der Schulleiter

 

 

 

In Warungs gibt es warme Mahlzeiten. Es gibt Getränke. Heiße und kalte. Klamotten, Schuhe, Reis, Seife, Shampoo, Glühlampen, Wasserhähne von zweifelhafter Qualität, die öfter mal ausgetauscht werden müssen, 

 

 

 

 

 

Windeln, Chips und Scheren, Eier und Nudeln, Kekse, 

 

 

 

 

Zigaretten und Schreibhefte, Kaugummis und Kugelschreiber,

 

 

und alles, was es als Flüssigkeit oder Pulver zu kaufen gibt, wird in handlichen Portionspäckchen verkauft - eine Portionspackung Shampoo kann sich auch der Durchschnittsbalinese, der immer an Geldmangel leidet, leisten. Leider wächst so auch der Müllberg, beziehungsweise der Plastikmüll in den Gewässern und schließlich im Meer: der Bach, der durchs Dorf fließt wird allgemein als Müllschlucker betrachtet. (Es gibt auch kein öffentliches Müllentsorgungsunternehmen) Darüber ließe sich aber gut ein ganzes Buch schreiben. Von daher beenden wir hier diesen Exkurs

 

 

und kehren zum Lob des Warungs zurück. Auch für das spirituelle Leben ist er wichtig, denn sowohl Tempelschirme, als auch Sarongs und die durchsichtigen Stoffe aus denen die Kebayas - Tempelblusen der Frauen - selbst geschneidert werden, werden hier zum Kauf angeboten.

 

 

 

 

Um auf den Anfang des Artikels zurückzukommen: rechts unten im Bild mit dem vielfältigen Sammelsurium stehen sie. Die heiß ersehnten Gasflaschen. 

 

 

Das allerbeste am Warung ist jedoch: man kann "ngebon" das heißt man kann anschreiben. Immer wenn eine Kleinigkeit gerade nicht zur Hand ist, reichen fünf Schritte über die Straße, ohne Geld mitzunehmen.

 

Oder man ruft seine Wünsche einfach hinüber. Lieferservice ist eingeschlossen. Und man zahlt dann halt morgen. Oder heute abend. Oder irgendwann.

 


Serviceparadies Bali.

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