Eigentlich war der Leihwagen zu teuer. Viel zu teuer. Um meine verbleibenden zwei Monate auf Bali wirtschaftlich einigermaßen unbeschadet zu überstehen, musste er also weg und ein Alternativfahrzeug musste her. Ein billiges Alternativfahrzeug. Man könnte ein Motorrad mieten. Zum Beispiel. Allerdings würde ich das wieder zurückgeben müssen und bei dem sicherlich anstehenden nächsten Baliaufenthalt hätte ich das selbe Problem wieder. Also kaufen. Auf Bali sind Fahrzeuge jedoch erstaunlich wertbeständig. Also sind auch gebrauchte Motorräder teuer. Hm. Was tun?
Gede kam mit der Info, dass Vespas günstig zu haben seien. Hm. Ich brauchte weitere Informationen.
Ich habe dann Männchenlaufen spielen lassen, also viele Leute die Augen aufhalten lassen und mich informiert. Die wichtigste Aussage von Fachleuten war, dass der Motor gut sein muss. Und Gede hat dann eine Vespa mit vollständigen Papieren für nicht allzuviel Geld aufgetan. Der Motor war sehr gut in Schuss - der Rest nicht ganz so, auch war die dem Tüv entsprechende Prüfung abgelaufen. Außerdem hatte sie noch keine Blinker - die gab es serienmäßig erst ab 1981 und das war ein Modell aus 1979. Stundenlöhne sind in den Werkstätten sehr niedrig. Die "Renovierung" wäre günstig zu machen gewesen. Also habe ich sie gekauft. Als wir mit dem Teil dann in der Werkstatt waren und erst mal neue Bremsen haben einbauen lassen, hat sich gezeigt, dass doch einiges an Teilen notwendig würde bis die Vespa so aussehen würde, wie ich sie mir vorgestellt hatte, und außerdem bekam ich dann die Info dass die "Tüv-Prüfung" auch noch etwa 20 Euro kosten solle. Vom Hausmädchen einer Freundin kam dann die Info, dass ein Bekannter eine Vespa ohne Papiere billig verkaufen wolle. Ich habe mir gedacht, dass ich dieses Teil noch etwas herunterhandeln könnte und damit Ersatzteile en Masse hätte. Also wurde diese Vespa vor dem Haus meiner Bekannten vom Gatten des Hausmädchens vorgeführt und es stellte sich heraus, dass erstens der Preis nicht verhandelbar war und es sich zweitens um ein vollkommen anderes Modell handelte. Ein Kauf kam also nicht in Frage. Der Mann des Hausmädchens sagte dann, er habe einen Arbeitskollegen, der die "richtige" Ersatzmaschine verkaufe. Ich solle sie mir halt mal anschauen. Er könne sie auch gleich vorbeibringen. Das tat er dann auch. Vollständige Papiere, Blinker vorhanden und eingebaut, auch ansonsten super Zustand und mit aktuellem "Tüv-Äquivalent". Das ganze nur geringfügig teurer als "meine" Vespa. Kurz überlegt und gerechnet, beschlossen "meine" Vespa wieder zu verticken und stattdessen dieses gute Moped zu kaufen. Mit diesem Teil, an dem wirklich alles stimmte, war ich auch sehr zufrieden. Dass ich mich dann in die Vespas "verliebte" und ich nicht mehr nur billige P150X aus den Achtzigern haben wollte, sondern bedeutend teuerere Modelle aus den Jahren ab 1960, war in diesem Moment noch nicht vorhersehbar. Die erste PX wurde natürlich nicht verkauft - der Ansatz für diesmal in Bali wirtschaftlich günstiger davonzukommen war Makulatur. Und die Idee wurde geboren unter schmerzlicher Anteilnahme meines Geldbeutels noch mehr Vespas anzuschaffen und diesen kleinen Motorrad-Taxi "Ojek" Betrieb für Freunde in Bali zu eröffnen. Jedenfalls habe ich jetzt bei jedem Baliaufenthalt die Qual der Wahl, welche der allesamt wunderschönen Vespas ich denn als "mein" Fahrzeug werde auswählen müssen.
Fortsetzung folgt
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Alex von Top Vespa (Dienstag, 06 März 2012 10:16)
Ein faszinierne Geschichte. Ich liebe ausserdem Bali, war aber bis jetzt nur ein mal da. Ich les mal weiter.