Kommunikation

Was heißt das schon: Kommunikation? 

 

Man unterhält sich über irgendein Thema. Man stellt eine Frage, bekommt eine Antwort. Man verständigt sich auf einen Treffpunkt und eine Zeit. Man liest eine sms und beantwortet sie. Man gibt Untergebenen eine Anweisung und erwartet ein Ergebnis, das der gegebenen Anweisung entspricht.

 

Streng wissenschaftlich müssen Code von Sender und Empfänger zueinander passen. Und da setzt das Problem an. Speziell in Indonesien und noch spezieller auf Bali.

 

Beispiel 1

 

Ich sitze mit Gede in einer Cafeteria in Singaraja. Ein Freund aus dem Osten Singarajas hat eine sms geschickt. Inhalt: Er will in DIE besondere Vespawerkstatt im Westen Singarajas. Gede schreibt zurück. "Bevor du in die Werkstatt fährst komm doch auf einen Kaffee in die betreffende Cafeteria." Antwort: "OK". 

 

Ich lehne mich zurück, nippe ab und zu an meinem Kaffee und warte darauf, den vertrauten Klang einer Vespa vor der Cafeteria zu hören. 

 

Gede sagt plötzlich: "Komm wir gehen!"

 

Ich wundere mich. Gede erklärt, dieses "OK" bedeutete, dass der Freund Kenntnis von seinem Vorschlag genommen hat. Keineswegs bedeutete es, dass der Freund jetzt wirklich hier vorbeikommt.

 

Wenig später treffen wir ihn in der Vespawerkstatt, wo auch wir eine Vespa abholen müssen. Den gemeinsamen Kaffee trinken wir schließlich in Gedes Haus.

 

Beispiel 2

 

Eine Vespavorderachse soll gerichtet werden. Dazu muss der hier sogenannte "Schweinekopf", die Vorderachsschwinge wie sie im Bild zu sehen ist, gehohnt werden. Das geht nur in einer Spezialwerkstatt.

 

Wir bringen den Schweinekopf mit dem Rest der Achse also dorthin. Zur vereinbarten Abholzeit stehen Gede und ich dort wieder auf der Matte. Es ist eine fast "westliche" Werkstatt.

 

Das heißt, Kunden haben zur eigentlichen Werkstatt keinen Zutritt. Nur ein Vorraum mit einem "Kundenschalter" der von einem sehr jungen Mann besetzt ist, ist zugänglich.

 

Wir geben unseren Abholschein ab. Der Junge verschwindet in den Untiefen der Werkstatt. Kurz darauf erscheint er wieder. Die Achse sei noch in Arbeit, erklärt er auf balinesisch. Wir sollen warten. Gede übersetzt für mich: "Es dauert noch ein paar Minuten."

 

Wir sitzen auf einer niedrigen Holzbank ohne Lehne. Nach 10 Minuten verspüre ich Hunger - es ist Mittagszeit - und sage zu Gede, dass einige Minuten auf Bali auch zu einer Stunde werden können. Ich beschließe, dass wir erst einmal zum Mittagessen gehen.

 

Dann kommt noch der mittägliche tropische Wolkenbruch dazwischen, der jede Bewegung auf einem Motorrad unmöglich macht. Nach zwei Stunden kommen wir in die Werkstatt zurück.

 

Es stellt sich heraus, dass der zuständige Mechaniker an diesem Tag überhaupt nicht arbeitet, weil er zu einer Hinduzeremonie geladen ist.

 

Für den Jungen in der Firma wäre es unhöflich gewesen, uns mit dieser Mitteilung vor den Kopf zu stoßen. Am nächsten Tag bekommen wir dann schließlich den "Schweinekopf" fertig gehohnt überreicht.

 

Beispiel 3

 

Wir wollen uns mit Vespafreunden verabreden. Gede fragt mich, wann das Treffen stattfinden soll. Ich sage: "20 Uhr". Gede lädt per sms. In ihr werden die Freunde  für 17.00 Uhr geladen. Drei Stunden "jam karet", Gummizeit müsse man zugeben, erklärt Gede. Dann seien um 20.00 wohl alle da. (Zur indonesischen "Gummizeit" ist vielleicht noch ein gesonderter Aritkel notwendig)

 

Ergebnis:

 

Um 16.30 am vereinbarten Tag kommt die erste sms: Wo Gede und ich denn blieben. Die ersten Freunde seien schon am Treffpunkt.

Wir kommen um 17.30 Uhr.

 

Die Mehrzahl der geladenen Gäste - und etwa 100% zusätzliche Gäste, die gar nicht eingeladen waren, erscheinen etwa gegen 19.30 Uhr.

 

Um 21.30 - die meisten der ersten Gäste sind bereits gegangen, kommt der Rest - etwa 30% der Geladenen. 

 

Ein

 

Beispiel 4

 

in dem es darum gehen sollte, wie für den "Westler" eindeutige Anweisungen an die Mitarbeiter oft umgesetzt werden, soll hier gar nicht beschrieben werden.

 

Der geneigte Leser kann sich vielleicht jetzt schon ein Bild davon machen, was da alles schief gehen kann und auch tatsächlich schief geht.

Aber es würde - im Verhältnis meiner Mitarbeiter und mir - nur "böses Blut" schaffen, würde ich dies hier alles ausbreiten.

 

Der Begriff "Kulturschock" beschreibt jedenfalls vielleicht ganz gut, was der "westliche Mensch" hier in der Kommunikation so alles erleben kann.

 

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