Besondere Erlebnisse: Rockkonzerte

Rock Hardcore Punkrock Ska

Jugendliche Subkultur - Vorsicht, Gehörschutz nötig!

Ganz anders als die traditionelle Gamelanmusik, die in Tempeln oder zu traditionellen Tänzen gespielt wird, kommt sie daher. Die Musik der Jugendlichen

 

Die Musikszene ist gerade in kleinen Universitätsstädten wie Singaraja lebhaft und vielfältig. Konzerte finden an jeder Straßenecke statt - meist veranstaltet von "Distros", kleinen Läden, die speziell Klamotten für Jugendliche vertreiben.

 

Hauptveranstaltungsort

Blick am Nachmittag in den Zuschauerraum Gedung Kesenian
Blick am Nachmittag in den Zuschauerraum Gedung Kesenian

Aber es gibt auch größere Konzerte im Stadtpark oder im Gedung Kesenian (wörtlich übersetzt "Gebäude für Kunst"). Dort sind wie in antiken Theatern die Ränge ansteigend hufeisenartig um die ebenerdige Bühne angeordnet. Hoch über dem Zuschauerraum schwingt sich ein balinesisches Walmdach - Seitenwände hat man weggelassen, so dass frische Luft immer zirkulieren kann. 

Natürlich kann auch die Musik so ungehindert nach draußen dringen. Beschwerden der Nachbarschaft wegen Lärmbelästigung scheint es nicht zu geben. Eine Bestuhlung gibt es nicht. Die Stufen der Ränge sind gefliest.

 

Die Dekoration der gesamten Halle ist klassisch balinesisch. Da aber sowohl die Decke des Gebäudes durch Wassereinbrüche stark verfärbt ist, als auch eine Vielzahl an Fließen auf den Sitzstufen herausgebrochen sind, passt der Gesamteindruck durchaus zu der Subkultur, die hier ihre Events veranstaltet.

 

Einige einzelne lichtschwache Neonröhren sind einzige Lichtquelle, so dass selbst, wenn sie abends alle leuchten, die Halle bestenfalls im trüben Dämmerlicht liegt. Um die Größenordnung einigermaßen einordnen zu können: etwa 2000 Zuschauer finden Platz. 

 

Was beim Konzert geschieht

Sobald aber die großen Scheinwerfer die Bühne, die übrigens in keiner Weise irgendwie abgesperrt ist, in gleißendes Licht tauchen und die meistenteils sehr harte und laute Musik beginnt, hat man ohnehin kein Auge mehr für die Umgebung.

 

Mit dem ersten Ton der Band stürzen sich Fans regelrecht die steilen Ränge hinunter auf den ebenen Platz vor der Bühne und vor den gelichteten Zuschauerrängen toben auf der Bühne die Musiker, vor der Bühne ihre Fans. 

Pogo vom feinsten. Man hat den Eindruck, keine Macht der Welt könne dieser geballten Energie jetzt Einhalt gebieten.

 

Wenn allerdings ein Mitglied der Band von der Bühne herunter Sticker in die Menge wirft, ist sofort Schluss mit dem Pogen. Alle versuchen Aufkleber an sich zu raffen. 

Die kompakte Masse der Pogenden löst sich auf, springt, rennt, krabbelt durcheinander. 

Nach wenigen Sekunden zieht sich das Feld wieder zusammen - Pogo vom feinsten, als wäre nichts gewesen. 

 

Da keine Absperrungen vorhanden sind, kommt es auch vor, dass Menschen aus dem Publikum die Bühne entern, die Mikrofone übernehmen und anstelle des echten Sängers die Stücke weiter singen.

 

Die Polizei ist immer dabei. Vor allem ganz oben, über den Rängen, versuchen Beamte den Überblick zu behalten. Aber auch direkt vor der Bühne, wo die Pogenden toben, genau vor den Boxentürmen, halten sich kritisch blickende, meist etwas übergewichtige Uniformierte auf.

 

Ich habe immer Mitleid mit ihnen und würde am liebsten Oropax verteilen. Noch nie habe ich erlebt, dass sie in irgendeiner Form regelnd eingegriffen hätten. Sie verlassen sich auf die Wirkung ihrer bloßen Anwesenheit.

 

 

"Nebenbeschäftigungen" während der Konzerte

Auf den Rängen vergnügen sich derweil die sitzengebliebenen Besucher mit dem Konsum von schwarz gebranntem Schnaps - Arak. Hüte gehen herum, in denen Geld gesammelt wird. Davon wird dann der Arak besorgt. Eine 600 ml Flasche kostet etwa einen Euro. Der Hüter der Flasche gießt ein wenig in einen Plastikbecher, reicht diesen dann einem der Freunde. Dieser leert das Glas, gibt es dem Flaschenhüter zurück. 

 

Die Prozedur wiederholt sich mit wechselnden Adressaten - es steht nur ein Becher zur Verfügung. Man kann sich aber sicher sein, dass am Ende des Abends alle Beteiligten glücklich sind.

 

Sponsoring ist lebenswichtig für die Subkultur

Blick auf die Bühne - hier bei einem Band-Contest mit Jury
Blick auf die Bühne - hier bei einem Band-Contest mit Jury

Ein solcher Musikabend wird immer von mehreren Bands bestritten. Während der sehr kurzen Umbaupausen gibt es im Normalfall zwei Conferenciers die ohne Ende plappern und mit ausgewählten Zuschauern kleine Gewinnspiele veranstalten.

 

Ganz wichtig ist die dauernde Erwähnung der Sponsoren. Denn ohne diese Geldgeber gäbe es diese Veranstaltungen nicht. Regelmäßig ist dabei eine Zigarettenmarke der Hauptsponsor, mitunter gemeinsam mit einem Telefonkartenanbieter. Beim Erwerb der Eintrittskarte die meist deutlich unter einem Euro kostet, erhält man eine Packung Zigaretten des Hauptsponsors und eine Sim-Karte fürs Handy mit einem kleinen Gesprächsguthaben. Auch dieses ist in Europa so nicht vorstellbar.

 

Konzertende

Zugaben sind bei keiner der teilnehmenden Bands üblich. Besonders zum Ende der Veranstaltung wird dies überdeutlich. Der Sänger der letzten Band sagt irgendwann: "So, das war jetzt unser letztes Lied!" Wie ein Mann steht das Publikum auf und verlässt die Halle. Keiner kommt auf die Idee eine Zugabe zu verlangen. Draußen stehen viele Polizisten. Oft hört man von ihnen:"Es ist bereits Abend. Geht jetzt schnell nach Hause!" Und alle gehorchen. Von der Wildheit und dem Protest, den sie auf der Tanzfläche gezeigt haben, ist nichts geblieben.

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